Die Zeit bis zum ersten Weltkrieg

Die Aussicht auf die baldige Übungsmöglichkeit in einer Turnhalle gab dem Verein starken Auftrieb. Am 11. Januar 1902 zählte er 83 ordentliche Mitglieder, darunter 20 aktive, 8 Ehrenmitglieder und 11 Zöglinge. Damals wies das gesamte Vereinsvermögen einschließlich des Turnhallenbaufonds mit Einlagen in Höhe von 400,14 Mark nur 661,33 Mark aus. Die Kassenüberschüsse entstammenten fast ausschließlich von Christbaumfeiern mit Gabenverlosungen und Christbaumver­steigerungen.

Vom 9.—12. August 1902 besuchten 21 Vereinsmitglieder das Kreisturnfest in Pforzheim. Von ihnen beteiligten sich 13 am Vereinswetturnen. Sie konnten unter der Leitung ihres Turn-wartes Eduard Langenecker einen ersten Preis erringen. Er bestand in einem Kranz mit goldenen Eicheln und Schlaufe. Im Einzelwetturnen maßen sich sechs Kollnauer Turner mit 328 Wettkämpfern, und Eduard Langenecker errang den 23. Platz. Daheim war die Freude über diese Erfolge groß, und die Tur­nerfrauen und -Jungfrauen stifteten dem Verein als Zeichen der Anerkennung ein prächtiges Trinkhorn. Eduard Langenek-ker wurde vom Verein mit einem goldenen Ring geehrt. Die Pforzheimer Erfolge wurden mit einer Abendunterhaltung in der Gambrinushalle gebührend gefeiert.

Auch im Jahre 1903 blieb der Erfolg den Kollnauer Turnern treu. Am XI. Gauturnfest in Lahr nahmen 19 Turner des Ver­eins teil. Die Musterriege errang wiederum einen ersten Preis. Von den 7 Einzelturnern kamen alle zu Siegerehren. Unter den Einzelwettkämpfern erreichten Eduard Langenecker den 5. und Eduard Ulmer den 18. Rang.

Das Jahr 1903 sah auch erstmals einen Kollnauer Turner als Teilnehmer an einem Deutschen Turnfest. Eduard Langenek-ker blieb in den Tagen vom 18.—23. Juli in Nürnberg zwar ein Sieg versagt, aber seine Erfahrungen, zum Nutzen des heimi­schen Vereins umgesetzt, rechtfertigten seine Teilnahme voll­auf.

Im Sommer 1909 kehrten die Turner vom Kreisturnfest in Heidelberg wieder mit einem Eichenkranz erster Klasse heim. Im folgenden Jahr beschloß die Generalversammlung die Aus­richtung des Gauturnfestes aus Anlaß des 35jährigen Beste­hens des Turnvereins in Kollnau zu beantragen. Der Gauturn­tag entschied sich jedoch für den Mitbewerber Stauten. Dort nahm Kollnau-Gutach mit 22 Aktiven teil. Wieder konnten sie einen Eichenkranz mit Diplom gewinnen. Eduard Langenecker wurde bei den Oberstufenturnen Fünfter. Auch in der Unterstufe erzielten Kollnauer und Gutacher Turner beachtliche Erfolge.

Das folgende Kreisturnfest, das 1912 in Triberg durchgeführt wurde, brachte im Vereinsturnen einen weiteren Kranz erster Klasse. Eduard Langenecker wurde im Zwölfkampf 22. und Franz Henin im Fünfkampf 30. Kranzsieger.

In der Monatsversammlung vom 4. März 1911 wurde der Vor­schlag von Hermann Sauer, eine Damenriege zu gründen, gut­geheißen. Turnwart H. Sauer wollte sie bis zur Wahl eines Trai­ners betreuen. Die Damenriege trat im Verlaufe einer Früh­jahrsveranstaltung am 21. April 1912 in der „Sonne" mit Keu­lenübungen und einem Reifenreigen erstmals öffentlich auf.

Während der Weihnachtsfeier des Jahres 1912 wurde erst­mals ein „Weihnachtsspiel" aufgeführt. Ausgewählt worden war ein Einakter mit dem Titel „Der Brief an den lieben Gott" und sieben Mitwirkenden. Erstmals wurde im Verlaufe dieser Veranstaltung der Christbaum nicht mehr versteigert.

Zu Beginn des Jahres 1913 betrug der monatliche Mitglieder­beitrag des Turnvereins Kollnau-Gutach 20 Pfennige. Dabei handelte es sich um den niedrigsten Beitrag des gesamten Turngaus, und eine Erhöhung um 5 Pfennige stand an. Der Er­höhungsantrag löste eine anderthalbstündige Debatte aus, der dann allerdings die einstimmige Zustimmung folgte.