Gründung und Start

Am 15. Oktober des Jahres 1885 trafen sich Kollnauer Turn­freunde im Speisesaal der Kollnauer Spinnerei und Weberei (KSW). Fabrikdirektor A. Jeanmaire eröffnete und leitete die Versammlung, die zur Gründungsversammlung des Turnver­eins Kollnau wurde. Zusammen-mit A. Jeanmaire schrieben sich an diesem Tag Sebastian Baumgartner, Heinrich Weiß, Julius Schiel, Oskar Vögtle, Bl. Jäger, Julius Kaiser, Friedrich Rieder, Peter Laule, Stefan Frei, Schmieder, Heinrich Vögtle, Schönle, Bernhard Benz, Schäfer, Gottfried Meßmer, Lutz und Franz Kupferer als Gründungsmitglieder ein. Sie gaben dem neuen Verein den Namen: Turnverein Kollnau und wählten den Schlossermeister Georg Donner zu ihrem ersten Vorsitzenden. Zu ihrem Turnwart erkoren die Gründer ihren zweiten Vor­stand Heinrich Weiß. Den beiden Vorständen standen Seba­stian Baumgartner als Kassier, Julius Schiel als Schriftwart und Oskar Vögtle als Vereinsdiener zur Verfügung. Die Turne.r bestimmten das Gasthaus Adler zu ihrem Vereins­lokal. Auf dem Tanzboden des Gasthauses wollten sie ihre Turnstunden abhalten. Diese Turnstunden sollten an den Dienstagen und an den Freitagen zwischen 20.00 und 21.00 Uhr stattfinden. Direktor A. Jeanmaire erbot sich, dem jungen Verein die notwendigen Geräte zur Verfügung zu stellen. Selbstverständlich wurde das hochherzige Angebot dankbar angenommen.

Die restlichen Wochen des Jahres 1885 wurden von den Tur­nern zu eifriger Aufbauarbeit genutzt. Noch am Gründungs­abend wurde so die Anschaffung von Anmeldekarten be­schlossen und der Waldkircher Lithograph A. Faller mit dem Druck der Vereinsstatuten beauftragt. Während der ersten Tage nach der Gründung stießen weitere Turnfreunde zum Verein. Auch während der ersten Monatsversammlung am 7. Dezember 1885 konnten sechs weitere passive Mitglieder in den Verein aufgenommen und der Vorstand vervollständigt werden. Für den Silvesterabend wurde eine „Abendunterhal­tung mit Christbaumverlosung" geplant. Zu dieser Veranstal­tung sollte jedes Mitglied neben Familienangehörigen eine „anständige Person" mitbringen dürfen. Neben dem Sport wollten die Kollnauer Turner von Anfang an die Geselligkeit pflegen. So wurde dieser Abend unter der Mit­wirkung des Musik- und des Männergesangvereins „Ein­tracht", die beide 1871 entstanden waren, gestaltet, und das Vereinslokal war bis auf den letzten Platz besetzt. Für die tur­nerischen Programmpunkte stand die Sommerwirtschaft zur Verfügung. Bei Auslagen in Höhe von 8,14 Mark erbrachte die Christbaumverlosung einen Reingewinn in Höhe von 30 Mark. Diese Veranstaltung wurde als Weihnachtsfeier — wenn auch in geänderter Form — bis vor kurzer Zeit jedes Jahr veranstal­tet. Unter der Teilnahme aller Kollnauer Vereine wurde am folgen­den Neujahrstag dem Gönner des Vereins, Direktor A. Jean-maire, für seine Verdienste um den jungen Verein ein Ehren­diplom überreicht. Dabei warteten die aktiven Turner mit Stab­übungen und Pyramiden auf. Schon in der Turnratsitzung am 7. Januar 1886 sprach sich der Vorstand für die Anmeldung zur Aufnahme des Turnvereins Kollnau in den Breisgau-Turn-verband aus. Die Aufnahme erfolgte durch den Gauturnrat in seiner Sitzung am 30. Mai des gleichen Jahres. Als erste öffentliche Turnveranstaltung ihres Vereins sahen die Turner eine Veranstaltung am Fastnachtsonntag an. In wei­ßem Hemd, schwarzer Hose und weißen Strümpfen sollten die Turner an diesem Tag erscheinen^ Das vorgesehene Pro­gramm umfaßte wohl ausschließlich turnerische Vorführun­gen. Allerdings war das Wetter den Turnern nicht geneigt. Sie mußten darum ihre Veranstaltung mit einem verkürzten Pro­gramm auf den Fastnachtsmontag verlegen. Durch diesen Mißerfolg belehrt, wurde in der Folgezeit vernünftigerweise keine Freiluftveranstaltung mehr in diese Jahreszeit gelegt. Mit zahlreichen Teilnehmern führten die Kollnauer Turner am 23. Mai 1886 ihre erste Turnfahrt durch. Schon um 3.30 Uhr machten sie sich vom Vereinslokal aus mit Sang und Klang auf den Weg über den Kandel und St. Peter nach Freiburg, Dort wurden sie von den Freiburger Turnerfreunden herzlich be­grüßt. Nach der Rückkehr mit der Eisenbahn fand man sich, wie stets während vieler folgender Jahre aus gleichem oder ähnlichem Anlaß, zum Abschluß der Turnfahrt im Vereinslokal ein. Fleißig besuchten die Turnwarte aus Kollnau die Vorturner­stunden, die der Turnverband durchführte, um mit den älteren Vereinen bei den Wettkämpfen konkurrieren zu können. Schon am 4. Juli 1886 beteiligte sich der Kollnauer Verein am Ver­bandsturnfest in Kenzingen. Unter den 65 aktiven Turnern befanden sich sieben Kollnauer, die einen Preis erringen konn­ten. An einem Waldfest, das am 25. Juli im Schulzenloch veranstal­tet wurde, beteiligten sich auch wieder der Männergesangver­ein und die Musikkapelle neben befreundeten Turnern aus Freiburg, Kenzingen und Waldkirch. Auch die Waldfeste soll­ten für lange Zeit eine gern besuchte unterhaltende Veranstal­tung des Vereins werden. In größerer Zahl beteiligten sich Kollnauer Turner am 24. Okto­ber an einem Nationalturnen in Emmendingen, das von sieben Breisgauer Vereinen beschickt war. Hoch- und Weitsprung, Steinstoßen und Gewichtheben standen auf dem Wettkampf­programm. Auch bei diesem Wettkampf, dem ersten größeren, an dem sich die Kollnauer beteiligten, konnten sie sich einen Preis erkämpfen. Im April des folgenden Jahres 1887 erstanden die Turner einen gebrauchten Barren für 20 Mark von den befreundeten Freiburger Turnern. Dieser Barrenkauf war die erste größere Inve­stition des Turnvereins Kollnau. Die Gemeinde stellte den Turnern 1888 den Rathausplatz als Turnplatz zur Verfügung. Er wurde dem Verein am 29. Juli im Rahmen eines Wetturnens zwischen den beiden Vereinen Waldkirch und Kollnau übergeben. Bei einem Turnfest in Freiburg errangen die Kollnauer Turner einen Preis II. Klasse, der in einem Kranz mit Diplom bestand. Im Jahre 1888 gab der erste Vorstand Georg Donner sein Amt ab. Es ging an Melchior Walter über, der es aber schon 1890 an Johann G. Müller weitergab. Im Winter 1889/90 turnten die Aktiven im Speisesaal der Koll­nauer Spinnerei und Weberei. Ob der Tanzboden im Vereins­lokal zu klein geworden war? Die Generalversammlung im Januar des Jahres 1890 wählte eine Kommission, der die Beschaffung einer Vereinsfahne an­vertraut wurde. Trotz des mehrfachen Vorstandswechsels während der ersten fünf Jahre nach der Vereinsgründung und der widrigen Zustän­de beim Turnbetrieb samt der geringen Mittel, die zur Verfü­gung standen, gelang die Festigung des Vereins überraschend gut. Er hatte sich während dieser Zeit zu einer echten Turner­familie ausgewachsen. Das zeigte sich an der Teilnahme an den Turnfahrten, der Durchführung von Waldfesten, bei Schauturnveranstaltungen und bei den Weihnachtsfeiern.